Von Kohaihai zu Gentle Annie – 23.03.

Der Wecker klingelt und… Grit steht auf … 🎉🎈ich werde von Kaffeeduft aus der Koje geholt.

Sobald die Sonne aufgeht, werden auch die Sandflies aktiv. Trotz Fliegennetzen finden einige der Biester immer einen Weg in den Wagen. Es hilft nur, sich schnell anzuziehen und mit dem Zitronenmittel einzureiben. Dann geht es eigentlich…

Grit hat gestern noch einen Reitaustritt für Hanna und sich organisiert. Um 9:30 Uhr sind wir mit Sylvia verabredet. Die Pferde stehen zwischen Kohaihai und Karamea. Als wir auf den Hof fahren und aussteigen, erkennt Sylvia Hanna und mich wieder. Sie war gestern auf ihrem Quad und mit Hund Patrick am Zeltplatzstrand gewesen. Stimmt, wir erkennen sie auch. Patrick hatte Hanna angesprungen und wollte an ihre Angel…

Die Mädels bereiten die Pferde vor. Sylvia verkuppelt mich mit ihrem Mann zum angeln. Er sieht älter aus als er vermutlich ist und hat keine Zähne. Zu Beginn ist er etwas einsilbig, wie jemand von der Küste halt… Er will herausfinden, ob gerade Ebbe oder Flut ist. „Hop on!“ und meint das Quad, auf dem er bereits sitzt. Im Affenzahn rasen wir den Weg entlang, einmal quer über die Straße rüber, den Elektrozaun (ohne Strom zum Glück) hochgehoben und die Böschung runter an den Strand…. Er schaut aufs Wasser, brubbelt irgendwas und es geht im gleichen Tempo zurück. Ich sitze dabei hinten auf einer Ablagefläche des Quads und halte mich an den Streben fest…

„Coffee?“ Ok, gerne. Wir fahren zu seinem Haus und er macht für uns beide einen Kaffee. Auf der Veranda schnacken wir übers Angeln, übers Leben hier, Christchurch und das Attentat… Dann meint er mit einem Blick auf die Uhr: lohnt sich nicht mehr richtig zu angeln… Er muss in die Stadt, ich lese im Wohnwagen bis die Damen zurückkommen.

Dann kommen auch schon bald die Frauen vom Ausritt zurück. Genauer gesagt kommen Grit und Hanna und ein reiteloses Pferd um die Ecke, welches lahmt. Missie hat sich ohne Einfluss wehgetan und Sylvia hat ihr Pferd Flicka Grit überlassen, Hanna sitzt auf Grits Stanley; Sylvia kommt zu Fuß hinterher.

Hanna leuchtet übers ganze Gesicht: Sie durfte erst Trab und dann sogar Galopp reiten. Wir sind sehr stolz. Sie hilft beim Striegeln und Bürsten und flechtet natürlich Mähne und Schweif bei Missie. Sylvia meint abschließend zu uns „Hanna is a natural. She is very patient and has a real connection to the horses.“ Wir sollten das Thema Pferd unterstützen und wenn sie sich weiter so gut macht, ab dem 10. Lebensjahr über eine Reitbeteiligung nachdenken. Und zur Verabschiedung meint sie noch zu uns in Richtung Hanna: „You should breed another one, you make such beautiful children and I would like to keep her…“ 😂♥️ Grit bedankt sich bei Sylvia für das Vertrauen in Hanna: nicht jeder Pferdebesitzer läßt eine Sechsjährige und eine Wildfremde ohne Begleitung über Stock & Stein traben und galoppieren, ohne direkt daneben sein zu können! Beide sind ganz herzliche Menschen.

Während die Frauen unterwegs waren, habe ich in Karamea ein Auto reserviert. Da fahren wir jetzt hin. Wir wollen damit zum Oparara Basin fahren. Unser Camper ist dafür zu hoch. Für 80$ in bar bekommen wir einen abgeranzten 4WD Automatik, für den ich auf dem 1-Seiten-Vertrag fünfmal unterschreiben muss. Von der Vermieterin bekommen wir noch wertvolle Tipps wie „Abschließen geht nur über die Beifahrertür.“ und „Licht ausmachen beim Verlassen, sonst geht die Batterie alle! Und das Auto piept nicht, wenn man es ausmacht, ohne vorher das Licht abgeschaltet zu haben.“ Ah ja… Es klebt auch extra noch ein entsprechender Aufkleber an der Konsole…

Wir steigen ein und brausen los.
Ungewohnt tief und flach für uns. Wir sind somit gefühlt schneller unterwegs. Wir „heizen“ mit 100 über die Landstraße. Hanna juchzt, Grit stöhnt.

Die Strecke zum Basin hinauf ist 16 km lang, schmal und kurvig mit sandigem Untergrund. Auch hier wird geheizt. Grit schwitzt. Teilweise sind Spurrillen quer über den Weg, so dass das Auto und Insassen durchgeschüttelt werden.

Hier wurden Szenen zu „Lost World“ gedreht (Sylvias Mann war dafür als Transporteur angestellt). Da links und rechts des Weges gleich der undurchdringliche Regenwald beginnt, können wir uns das gut vorstellen.

Der Moria Gate/Arch & Mirror Tarn Loop Walk ist ein 4 km Rundweg, der direkt im Dschungel verläuft. Regenwald direkt zum Anfassen. Im Busch rechts von uns eine Weka mit einem Küken.

Auf der Hälfte der Strecke kommen wir an der Höhle an, die 200 m neben dem Hauptweg liegt. Sie wurde vor Jahrzehnten zufällig entdeckt, als sich Holzfäller hierhin vorgearbeitet hatten. Es beginnt mit einer Kletterei hinab ins Dunkle. Eine Eisenkette im Stein gibt ein wenig halt. Die Steine sind groß und rutschig. Unten angekommen stehen wir in einem riesigen & bewachsenen Gesteinsbogen aus Kalkstein, unter dem ein Fluss fließt. Hanna entdeckt eine dunkle Nebenhöhle, die wir erkunden. Zum Glück haben Handys Taschenlampen… Aufregend!-)

Wir sehen auch die seltene Whio (Blue duck), die hier vorkommt. Auf dem Moria Gate folgen wir den Spuren des ausgestorbenen Moa, ein Laufvogel ähnlich dem Emu. Weiter auf dem Weg finden wir den Spiegelsee (nennt sich hier Mirror Tarn) sowie etliche Possumfallen, die helfen sollen, die bedrohte Whio zu retten. Nach knapp 90 Minuten sind wir zurück am Parkplatz. Kurzer Schreck: er sieht ungewohnt aus und wir sehen ein Schild mit „Parkplatz in 2 km“… zum Glück steht das Auto um die Kurve und der Parkplatz in 2 km ist ein anderer!

Der freche Robin begegnet uns bei einigen unserer Wanderungen: auch heute kommt er uns angstfrei entgegengehüpft!

Whio-Pärchen

Moa-Spuren für Kinder zum Entdecken!-)
Geheimnisvolle Baum-Wesen…
Spieglung im Mirror Tarn

Während Hanna und Grit noch kurz auf Toilette sind, steige ich schon ins Auto ein. Ich sehe, dass das Licht auf „An“ steht und ich bekomme meinen zweiten Schrecken. Das Auto springt nicht an. Und ich höre die Warnungen der Vermieterin in meinen Ohren nachhallen… Batterie alle. Mist!!! 😩😤

Drei Pärchen kommen fast gleichzeitig von ihrer Wanderung zurück. Niemand hat jedoch ein Starterkabel… Grit findet dann glücklicherweise ein Starterset inklusive Batterie in unserem Kofferraum. Damit brauchen wir auch keinen anderen Wagen und können den Motor selber wieder zum Laufen bringen. Glück gehabt!!! Wir erinnern uns voller Mitleid an den Homer Paß am Milford Sound und diese arme Dame mit verreckter Batterie abends um halb neun…

Auf dem Rückweg wird wieder geheizt & gedriftet. Wir halten Ausschau nach einem Stellplatz in Karamea und einer guten Angelstelle. Weder das eine noch das andere überzeugt uns.

Bei der Autorückgabe steht die selbe ältere Frau im roten Seidenmantel um 16 Uhr in der Tür und nimmt mir verdutztem Fahrer die Schlüssel wieder ab. 🙄

Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt nach Westport. Die kurvige Strecke wie schon hinzu müssen wir wieder zurück. Plötzlich geht in einer Kurve die Kühlschranktür auf… und lässt sich nicht mehr schließen. Das Scharnier ist abgebrochen. Hanna liegt wieder illegalerweise hinten im Bette, Grit sitzt also hinten und hält die Kühlschrank-Tür mit der Hand zu…

On the road. Seht Ihr da gaaanz hinten die geschlängelte Straße? Da müssen wir hin. Und noch ein kleines bisschen weiter!-)

Spontan fahren wir dann zu Gentle Annie, dem drittbesten Campingplatz in Neuseeland: beim Zuhalten der Tür schlafen grit die Hände ein, wir brauchen zeitnah eine mechanische statt „händische“ Lösung! Da kommt uns Gentle Annie auf halbem Wege nach Westport sehr gelegen. Der Campingplatz liegt an einer Flussmündung mit sattem grünen Rasen. Es gefällt uns sofort. Von einem Mitcamper dürfen wir Werkzeug borgen und kriegen gratis noch einen Sandfly-Tip und mit vereintem „Brain“ kriegen wir die Kühlschrank-Tür repariert!

Ich gehe an den Fluss zum Angeln, Grit wäscht und Hanna spielt.

Zum Abendessen gehen wir ins zum Zeltplatz gehörenden „Cowshed Café“ und genießen die Antipasti Platte und den Bagel in der Sonne. Ein freche Weka kommt unter meinen Stuhl und pickt mir in den Fuss… Die anderen Gäste tümmeln sich am Steinofen draußen und backen ihre eigenen Pizzen: den Teig dazu kriegt man im Cowshed Café!-) An der Theke arbeiten zwei sehr nett Deutsche, Studenten würde ich schätzen. Auch hier gibt es das Sandfly-Mittel aus Hokitika. Waschmaschine, Duschw, Getränke nach Feierabend: läuft alles über die sehr sympathische Honesty Box. Einfach sehr angenehme Atmosphäre! Also wenn das Neuseelands drittbester Campingplatz ist, dann sind wir auf Nr. 1&2 gespannt!-)

Hanna spielt mit uns Fussball auf der Wiese vor dem Café. Grit und ich sind uns einig: das Kind ist ein Ball-Legastheniker 😂😂😂

Aber immer mit Spaß dabei!-)

Im Café gibt es eine Spiele-Ecke und zwei gemütliche Couchen, auf denen wir am Abend rumlümmeln. WLAN und ein Koi-Teich im Innenraum inklusive: Was kann es schöneres geben…. das Kind massiert uns die Füße… ein Traum…

Zum Bleiben schön!-)

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