Abel Tasman Nationalpark – 26.03.

Um 7:30 Uhr hat Grit den Wecker gestellt. Er klingelt wohl auch, aber niemand steht auf. Zwanzig Minuten später werde ich wach und schaue auf die Uhr… Jetzt aber hoch allesamt, in einer guten Stunde fährt das Boot.

Grit macht ein leckeres Porridge mit Bananen, während ich die Rucksäcke packe. Wie immer bei uns will der Vater rechtzeitig vor Ort sein, während sich die Mutter unter Druck gesetzt fühlt. Vorwurfsvolle Blicke werden ausgetauscht, als wir zehn Minuten zu früh am Strand auftauchen und Grit feststellt, dass die Karte vom Abel Tasman Nationalpark noch im Wohnwagen liegt…

Sonnenaufgang an „unserem“ Strand.

Das Boot fährt auf einen anderen Strandabschnitt zu als die Frau uns gestern gezeigt hat. Eine Traube von Wartenden setzt sich trottend in Bewegung. Wie Ameisen laufen wir alle am Strand lang Richtung Boot, einschließlich einer Mini-Überquerung eines Wasserlaufes über eine mobile Brücke.

Das Boot lässt noch während der Anfahrt die Leiter um- und ausklappen und von der Bugspitze aus an Land schieben. Der Strand ist flach und die Boote sind Katamarane, die direkt ans Ufer gleiten können. Clever. So ist kein Kai nötig. Und so können später im Nationalpark die Gäste an den einzelnen Stränden bequem und eingriffsarm ein- und aussteigen.

An Bord suchen wir uns einen Platz auf dem Oberdeck ganz vorne. Es ist bewölkt, aber mild bis warm. Insbesondere wenn die Sonne hinter den Wolken vorkommt, ist es richtig heiß. Es sind 70% Regenwahrscheinlichkeit für heute angesagt. An Ende des Tages werden wir zwanzig Tropfen abbekommen haben. Da macht es auch nichts, dass ich die Regenjacken vergessen hab.

Das Boot fährt ab und wir werden von der Crew begrüßt. Wie auf all den anderen Touren bisher auch (Gordon River Cruise, Milford Sound) sind die Guides locker und entspannt und schaffen es, die Gäste zu unterhalten & zu informieren, ohne aufgesetzt zu klingen (auch wenn die Kommentare hier und da sicherlich einstudiert sind und auf jeder Tour gebracht werden).

Wir haben uns gestern eine Tour zusammengebastelt, die uns ein kleines Vermögen gekostet hat und noch mehr hätte kosten können. Normalerweise werden die Halte-Abschnitte einzeln berechnet. Die nette Frau berechnet uns einen Paketpreis und wir zahlen „nur“ 222 $ für unsere gewollte Individualität.

Wir fahren einmal die komplette Strecke an der Küste des Abel Tasman Nationalparks entlang bis „nach ganz oben“ nach Totaranui und zurück zur Tonga Quarry.

Wir passieren dabei als erstes den Split Apple Rock. Das hat mal wieder die Natur so hinbekommen ohne menschliches Einwirken… Die Maori nennen ihn den „explodierten Stein“.

Die Apple Tree Bay sieht genauso toll aus wie die anderen Buchten hier, hat nur diesen einprägsamen Namen. Vor vielen Jahren haben Europäer hier eine Apfelplantage gepflanzt (daher hieß sie zuerst Orchard Bay), von der nach einem Sturm nur ein Baum übrig blieb.

Adele Island hat nichts mit der Sängerin zu tun. Die Insel ist nach der Frau eines Entdeckers benannt: er konnte wohl nicht anders, weil sie bei der Entdeckung neben ihm stand. Die Insel ist ein bisschen wie ein Drachen geformt…. Guide-Humor!-) Zumindest die dort ansässigen Seelöwendamen mit ihren kleinen Babys scheint es nicht zu stören.

Während der ersten Anfahrt auf Tonga Quarry gehen wir unter Deck für einen heißen Kaffee. Dabei rutscht Grit unsere Wasserflasche aus dem Rucksack und fällt ins Meer. Beim Rettungsversuch knallt Grit mit dem Kopf gegen die Reeling und bekommt ein Horn auf der Stirn… 🦄

Auf dem Hinweg ist unsere „Bay of Love“ mit dem Flut-Stand noch zu Fuß zu erreichen…
Links: passenderweise Pinnacle Island
Ein toller Strand am nächsten…

Der nördlichste Halt der Wassertaxis ist Totaranui, ein weiterer Traumstrand, hinter dessen Dünen der größte Campingplatz in Neuseeland liegt (im Sommer zur Hochzeit, also über Weihnachten/Silvester in den Ferien campen hier bis zu 850 Menschen…). Dieser ist per gravel road auch über Land per Auto zu erreichen, alle anderen Plätze an dieser Seeseite des Nationalparks erreicht man nur per pedes oder per Boot.

Auf der Rückfahrt steigen wir in Tonga Quarry aus. Der Guide gibt uns noch einen Tipp, wo wir aufgrund des Windes und der Strömung am Ufer eventuell die Wasserflasche finden könnten. Leider bleibt sie verschwunden.

Der zweite Wal auf unserer Reise.

Direkt hinter dem Strand beginnt der Wanderweg. Wir haben uns für den 4,1 km langen Abschnitt nach Medlands Beach Richtung Süden entschieden. Der Weg ist bis auf wenige steile An- und Abstiege leicht zu gehen. Der Pfad ist schmal. In der Hochsaison sicherlich nervig, andere Wanderer stetig zu passieren.

Das erste was uns auffällt, sind Vogelstimmen. Unbekannt und merkwürdig. Und dann sehen wir doch tatsächlich Keas in den Bäumen. Ziemlich viele sogar.

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Dann: Natürlich muss unser Kind im Nationalpark pullern, obwohl wir 15 Minuten vorher an Bord mit Toilette in Sicht die übliche Predigt gehalten haben… Kannste die Uhr nach stellen! Eine passende Stelle zu finden, ist nicht so einfach 😂

Ausblick auf Barks Beach

Nach einer Stunde stehen wir vor einer Weggabelung. Ein Pärchen diskutiert mit einer jungen Frau. Wir bekommen mit, dass es einen high und einen low tide Weg gibt. Die Ebbe haben wir verpasst, also geht’s auf dem „Flutweg“ weiter, über eine Brücke und wir sind da. Gut 1,5 Stunden im gemächlichen Tempo und inklusive zweier Bio-Breaks.

Ein „wanderiges“ Kind heute.
Maori-Wächter
Meadlands Beach

Wir warten bei einem Picknick am Strand auf das Boot, welches uns nach Anchorage Bay bringt. Der Name kommt von der geschützen Lage. Hier können Boote gut ankern. Zu Silvester liegen hier bis zu 90 Boote in der Bucht…🙄

Wir haben zwei Stunden Aufenthalt in Anchorage Bay. Ein paar Tropfen fallen vom Himmel, dann ist der „Regen“ auch schon wieder vorbei. Da unser Boot genau in der Strandmitte angehalten hatte, haben wir nun die Wahl zwischen links oder rechts 😂. Das Kind entscheidet und wir laufen zum rechten Strandende. Nach und nach gehen alle von uns ins Wasser. Zuerst etwas frisch, dann aber sehr angenehm. Wir haben vom Boot aus einen weiteren kleinen Strand gesehen. Hierzu muss man um einen Felsvorsprung herum schwimmen. Grit schwimmt voraus und testet die Strecke. Wir erklären Hanna, dass es ca. 20 Meter zu schwimmen sind und fragen, ob sie es sich zutraut. Sie nickt. Also schwimmen wir im Konvoi los, Hanna zwischen uns. Sie macht das gut. Es ist wirklich ein Mini-Strand. Ich taufe ihn „Bay of Love“. Ein Felsen hat eine Art Torbogen, durch den wir gehen bzw. schwimmen. Auf dem Rückweg macht das Kind schlapp und wir müssen sie unter den Armen beim Schwimmen stützen. Gut, dass es nur noch wenige Meter zum Strand sind (Hannas Schwimmhallen-Seepferdchen-Abzeichen hat keine Wellen). Dort wärmen wir uns auf und futtern Kekse. Anschließend „operiert“ Hanna mit einem Stock an meinen Sandflystichen rum. Wie genau diese damit besser werden sollen, kann sie mir nicht erklären. Es folgt eine Art Pediküre, erneut mit einem Holzstock.

Badesachenbaum

Als wir an der „Bay of Love“ ankommen, nur noch per Schwimmen zu erreichen.

Geschafft von der vielen frischen Meeresluft.

Dann kommt das Boot. Eine Gruppe Asiaten drängelt in der Schlange. Der Guide von heute morgen weist sie entspannt und freundlich darauf hin, dass sie einen anderen Anbieter gebucht haben. Steht groß am Boot dran. Wir sitzen wieder am Oberdeck. Der Wind, die Sonne und das Wasser haben uns müde gemacht. Einzig eine wirklich dicke Hummel, die während der Fahrt von Gast zu Gast „fliegt“, kann uns noch zu Bewegungen animieren. Hanna tauft sie liebevoll „Hummli“.

Wir danken dem netten Guide beim Aussteigen und gehen nach dem dringend notwendigen (Sand!!!-) Duschen zum Abendessen ins „Kai“, gleich neben dem Zeltplatz. Die beiden Kellner reden Hanna mit „Mylady“ an und tragen ihr das Getränk und ihren Rucksack hinterher.

Grit ist geschafft vom Tag und schläft mit Hanna im Doppelbett recht schnell ein. Ich komme irgendwie nicht zur Ruhe. Dafür habe ich um 1 Uhr das fragwürdige Vergnügen bei Totenstille (ok, Wellengeräusche…) über einen Zeltplatz zur Toilette schlurfen zu dürfen…

War trotzdem ein schöner Tag. Wenn wir wiederkommen holen wir das mit dem Paddeln nach!

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