Von Lake Wairarapa nach Castlepoint – 04.04.

In der Nacht ist es kalt. Unsere gestrige Gastgeberin meinte schon zu uns, dass der aktuelle Südwind „Frische“ bringe. Die Arme finden ihren Weg selber unter die Bettdecke.

Beim Aufwachen ist es dämmerig hell. Wir stehen so, dass mit einem Blick aus dem Schlafzimmerfenster der See überblickt werden kann. Nebelschwaden hängen über der Wasseroberfläche und eine Gruppe schwarzer Schwäne schwimmt vorbei.

Zum Wachwerden bekomme ich ein kaltes Kind ins Bett gelegt, dass toben will. Ich habe zu tun, ihre kalten Gräten von mir zu halten.

Die Kassette unserer Toilette ist voll und das Klo hier am See ist 😝 … Es stehen zwar nicht viele Autos rum, aber immer da wo ich hinter einen Busch will, steht eins. Ich muss aber dringend 😩… Ich stelle mich dann auf die Wiese und schaue lange aufs Wasser… Die Frauen sind pragmatischer und benutzen die öffentliche Toilette ohne größeres Murren.

Wir sind jetzt drei Tage auf der Nordinsel, haben aber noch keinen richtigen Plan, was wir wo sehen wollen und vor allem: wie ist die beste Route dorthin? Grit gibt ihre Top 10-Must Sees ab und macht Frühstück. Ich schnappe mir eine Karte der Nordinsel und trage die Dinge ein, die uns gefallen könnten (u.a. aus unserer Ulmon App, dem Great Short Walk Flyer und aus dem Buch „Neuseeland abseits der ausgetretenen Pfade – 50 einzigartige Highlights auf der Nordinsel“ von Jenny Menzel). Danach geht’s mir besser. Wenn ich nicht weiß wo ich hin will, weiß ich auch nicht, wie ich da hinkomme…
Das heutige Ziel hat Grit ausgewählt, den Castlepoint Leuchtturm.

Tschüss, See!

Es ist mittlerweile halb zwölf und wir fahren los. In der ersten größeren Stadt, Greytown, finden wir gleich am Ortseingang eine Dumpstation. Das geht mittlerweile gut von der Hand. Ich lasse das grey water ab, Grit kümmert sich um die Toilettenkassette.

Am Ortsausgang sehen wir auf der rechten Seite einen großen Obstladen. Leider zu spät gesehen. Dann taucht links auch einer auf und wir fahren an den „Pinehaven Orchard“ heran. Wir decken uns mit einer Vielfalt an Obst (Äpfel (1,5€/kg), Pflaumen, Aprikosen) und Gemüse ein (Blumenkohl (4€), Möhren, Zwiebeln, Knoblauch). Und selbstverständlich gibt es noch ein Fruchteis für die Ladies (Vanilleeis wird mit frischem Obst verrührt).

Auf dem Weg zum Leuchtturm liegt das neuseeländische Stonehenge. Wir fahren da mal ran. An der Einfahrt steht ein Schild mit „private property“ und neben dem Parkplatz steht ein Häuschen, in dem Eintrittskarten verkauft werden. Hmm, wir schauen uns darin erst mal um und lesen, dass das Stonehenge hier von Enthusiasten vor Jahren aus Sichtbetonblöcken gebaut wurde (neuseeländische Sternenkonstellationen wurden berücksichtigt). Also wird das ganze refinanziert von den Besuchern. 15$ pro Erwachsener und 5$ pro Kind sind uns dann doch zu viel.

Vom Parkplatz aus sehen wir ein altes, verlassenes Haus auf der anderen Straßenseite. Es sieht wie ein Geisterhaus aus… viel spannender als das vorherige Knock-off!-)

„Shrieking Shack“!-)

Dann folgen wir der Straße weiter Richtung Castlepoint. Sie schlängelt sich so durch die Landschaft. Ganz idyllisch eigentlich, wenn nicht in regelmäßigen Abständen ein mit Holz beladener Truck an uns vorbei brettern würde. Hier werden in der Nähe Bäume geschlagen und abtransportiert.

Unterwegs
Der Herbst kommt…

Wir sind knapp zwei Stunden unterwegs und die vielen Kurven machen müde. In Tinui, einem der wenigen Orte auf der Strecke, wird mit einem Café geworben. Schade nur, dass es zu ist.

Die letzte halbe Stunde nach Castlepoint vergeht dann auch noch. Hinter einer Kurve fahren wir ins Dorf und sehen ihn dann ziemlich spektakulär auf einer kleinen Halbinsel stehen: der Castlepoint Leuchtturm. Captain Cook hat die Felsformation so benannt, weil sie auch wirklich so aussieht.

Am Ende der Straße ist ein Parkplatz, der sich gleichzeitig zum Übernachten anbietet (für selfcontained Autos wie unseres). Von hier laufen wir zum Leuchtturm hoch. Das wäre der erste Leuchtturm gewesen, den wir hier besteigen hätten können. Hätte, wäre… er ist abgesperrt und ein Schild weist auf Abseiltätigkeiten hin: der Rost wird entfernt, um einen neuen Anstrich vorzubereiten. Wenige Meter weiter ist eine Plattform, von der aus man die und die See betrachten kann. Der Pfad geht wieder hinab und im Kreis zurück zum Leuchtturm, nicht bevor wir an den Gesteinsbrocken Muschelfossilien entdeckt haben.

Direkt vor dem Parkplatz liegt eine Lagune mit einem breiten Strand. Von Seeseite ist sie mit einer natürlichen Felsenmauer begrenzt, die eine kleine und eine große Öffnung hat.

Von hier startet auch der Deliverance Cove Track. Wir laufen am Strand der Lagune bis zu ihrem Ende entlang. Dort beginnen Treppenstufen. Zuviel für unsere Tochter, die sich zurückfallen lässt und ihre Unlust temperamentvoll ausdrückt. Wir bieten ihr an, bis zur Hälfte mitzukommen. Auch das will sie nicht. Na dann…

Wanderlust in Reinstform!-). Heißt im englischen übrigens auch so.

Wir klettern also wie Frodo Stufe um Stufe auf den ziemlich steilen Todesberg. Der erste Abschnitt ist ein offizieller Wanderweg und noch ganz moderat. Als Rundweg konzipiert könnten wir weitergehen und am Parkplatz rauskommen. Aber da wartet ja noch ein Kind in der Lagune, das wieder eingesammelt werden muss…

Wir ignorieren das Warnschild (der obere Teil ist kein vom DOC gewarteter offizieller Wanderweg…) und folgen einem anderen Pärchen auf die Spitze des Berges. Auf einem schmalen Pfad mit teils steilen Abschnitten arbeiten wir uns hinauf und werden für die Mühe mit einem phantastischen Ausblick auf die Lagune, den Leuchtturm, die See belohnt… Ich kann nicht hinsehen, als das Pärchen sich ganz dicht an der Klippe fotografiert…

Gargoyles of the Sea

Da oben waren wir!-)

Wir steigen wieder hinab und finden unser Kind bei der ersten Pausenbank. „Ich dachte, dass ist die Hälfte…“ Nichts da Fräulein, ein Zehntel gelaufen, also darfst du auch nur ein Zehntel von Deiner Serie schauen…

Grit badet noch in der Lagune, Hanna mault ihr im Sand liegend dabei zu, während ich mit der DKB telefoniere und meine Kreditkarten freischalten lasse (eine war gesperrt, die andere ging nicht). Ein paar Halbstarke rasen mit ihren Autos am Strand lang, so daß Grit Hanna aus dem Wasser zurufen muss, sich schnell hinzustellen, damit sie auch gesehen wird! Idioten gibt’s eben doch überall.

Grit macht ein leckeres Abendessen, welches die Banausen nicht wertschätzen. Anstatt selbstgemachter Tomatensauce wählen sie Zimt und Zucker zu den Nudeln.

Da Hanna noch Bewegungsdrang hat, wird zuerst mit der Mutter „Pferdchen“ am Strand gespielt. Mit der untergehenden Sonne wollen wir auch noch mal zum Leuchtturm. Bevor wir aber warm angezogen sind, ist die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden und wir sehen nur noch den Rest… zumindest das Kind wurde bewegt.

Wir finden den Strand auch ohne „Access“!-)
Das Kind „läuft“ wieder…
Geeenau!
Sonnenuntergang mit Leuchtturm

Gegen acht liegen wir im Bett. Hanna schaut die zehn Minuten DVD, die ihr heute nur zustehen, dann ist Zapfenstreich….

… für fünf Minuten.

Erst kommt das Kind zu uns ins Bett gekrochen („Ich kriege sonst Albträume…“) und dann sehen wir vom Bett aus durchs Fenster, wie der Leuchtturm verschiedenfarbig angestrahlt wird… Sieht seeehr cool aus!-)

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