Ich bin ehrlich gesagt ein wenig skeptisch gewesen, was diese Bootstour angeht. Nicht umsonst hat die Recherche gestern so lange gedauert und es sich hingezogen, bis ich final gebucht hatte. Ich habe mich an die Gordon River Cruise erinnert, die auch den ganzen Tag ging, aber nicht ganz so überragend war. Aber ich werde heute positiv überrascht…
Morgendlicher Stellplatz…
Die Tour startet zwar erst halb zehn, aber halb acht ist trotzdem die Nacht vorbei. Es dauert halt auch immer, bis drei Personen auf engem Raum in Gange kommen und sich fertig gemacht haben. Wir packen uns einen Rucksack mit den Dingen, die wir den Tag über so benötigen: Stullen, Äpfel, Muffins, Oreos, Wasser, Badesachen…
Wir fahren rechtzeitig vom Campingplatz los, weil wir die Parksituation am Hafen von Paihia nicht kennen. Zu unserer Überraschung gibt es fußläufig einen großen Parkplatz. Einziges Manko sind die 2$ pro Stunde, die wir löhnen müssen. Im Büro des Anbieters tauschen wir mal wieder unser E-Ticket gegen ein Stück Papier, welches uns beim Betreten des Schiffs komplett abgenommen wird.
Am Hafen von Paihia.
Heute ist ANZAC Day, ein nationaler Feiertag. Der 25. April 1915 ist der Jahrestag der ersten Militäraktion von australischen und neuseeländischen Truppen im Ersten Weltkrieg. Warum wird das hier erwähnt? Als wir es uns auf dem Oberdeck bereits gemütlich gemacht haben, hören wir eine prägnante, immer näher kommende, Dudelsackmusik. Alle Leute an Bord, darunter auch viele Kiwis, laufen zum Geländer, und sehen einen in in Tracht gekleideten Spieler den Steg hinunter kommen und aufs benachbarte Boot steigen. Als er sein Stück beendet, klatscht die Masse. Hier in Neuseeland ist die Beziehung zur Armee eine andere. Fairerweise muss gesagt werden, daß auch die Armee eine andere ist…
Unser Schiff „Te Maki/ The Orca“ legt halb zehn ab und wir blicken auf den azurblauen, wolkenlosen Himmel, während uns der Fahrtwind um die Nase weht. Der Wettergott ist erneut mit uns.
Aus der Vielzahl an verschiedenen Touren haben wir uns gestern letztendlich für den „Cream Trip“ entschieden. Eine reine Delfintour hatten wir schon in Kaikoura. Eine kurze „Höhlen und Buchten“ Tour wird heute erst am Nachmittag angeboten. Also dann die Tour, auf der wir durch die gesamte Bay of Islands cruisen werden.
Der Ursprung liegt im Jahr 1927, als der Firmengründer diese Versorgungsroute, bekannt als Cream Trip wegen der unterwegs von den Inseln eingesammelten Farmmilch, erwarb. Diese Route wurde auch bald für Einheimische und Touristen ein Magnet und half, den Tourismus in der Bucht in Gange zu bringen. Noch heute werden auf dieser Route drei mal pro Woche Post und Vorräte auf die verschiedenen Inseln gebracht.
Eine vierköpfige Crew ist an Bord des neuen Schiffes (Baujahr 2017), wobei die Kapitänin auch die Moderation übernimmt. Im für Neuseeland gewohnt unterhaltsamen Ton begleitet sie uns begeistert und begeisternd durch den Tag.
Unsere Highlights:
- ein riesiger Schwarm Delfine mit Jungtieren
- das „Hole in the Rock“ an der Motukokako Island einschließlich einer aufgrund von Seegang wackligen Fahrt hindurch
- riesige Fischschwärme direkt an der Wasseroberfläche
- Cape Brett Lighthouse, der nördlichste Punkt des Cream Trips
- einstündiger Aufenthalt in der Otehei Bay auf Urupukapuka Island inkl. Wanderung auf den Hügel und einem kurzen Bad in der See (Grit und Hanna)
- aufziehende Wolken plus Regenschauer
- Black Rocks und Marsden Cross, wo der erste christliche Gottesdienst in Neuseeland abgehalten wurde
- boom-netting, bei dem wir Badenden in einem Netz hängen/liegen und während der Fahrt durchs Wasser gezogen werden (Hanna und ich)
Nach knapp sieben Stunden und 100 gefahrenen Kilometern auf See gehen wir sehr glücklich und zufrieden von Bord. Das war ein toller, ereignisreicher Tag.
Der Delphinschwarm um uns rum war um die 1000 Tiere groß: sie hatten frisch Futter gefunden und haben also alle „zusammengetrommelt“!-)
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Bird Rock, auf dem auch Seerobben wohnen.
Mit einem Eis in der Hand springen wir ins Auto und fahren noch eineinhalb Stunden bis nach Awanui, wo wir im Norfolk Motel & Campervan Park übernachten. Bis auf einen weiteren Camper sind wir hier allein. Es gibt für hungrige Wasserratten leckere Nudeln mit Hackfleisch-Tomatensoße.
Als wir bereits alle im Bett liegen, läuft irgendwas von hinten nach vorne über unser Dach… ich muss an unsere Waschbären zu Hause denken, komisch… vermutlich ein Opossum…