Hanna stürmt gegen 8 Uhr aus dem Bett, will mit Mathilda spielen: „Wir waren um sieben Uhr verabredet!“ Wenige Minuten später toben beide über den Spielplatz in „Bibi & Tina“ Manier. Wir laden Mathilda zum Frühstück ein und sie beweist eindrucksvoll, wie langsam man ein Porridge essen kann. Damit die beiden noch Zeit zum Spielen haben, erlöse ich sie bei der Hälfte der Schüssel. Beide spielen, während die Eltern die Wohnwagen aufräumen und für die Abreise vorbereiten.
Wir fahren zum 8 km entfernten Cape Foulwind. Da wollten wir gestern eigentlich noch hin, die Faulheit hatte sich jedoch durchgesetzt. Bei einer Abfahrt sind wir uns nicht sicher und landen prompt am Ende des Wanderweges. Egal, wir starten von hier direkt am Leuchtturm (stummelig klein und modern) und folgen dem Weg direkt oberhalb der Küste lang. Hanna initiiert wieder Wettrennen mit den Eltern, die erneut knapp ausgehen. Auf alle Fälle kann sie genauso wenig verlieren wie der Vater…
Nach einer Kuppe stehen wir vor zwei Männern mit Atemschutzmaske und Sprühwagen, die am Wegesrand Pflanzenschutz- oder Bekämpfungsmittel sprühen. Wir bleiben im sicheren Abstand stehen, bis wir durchgewunken werden. Laut Karte soll es einen Weg hinab zum Ufer geben. Aber auch mit einem Hinweis der „Atemschutzmänner“ finden wir den Abzweig nicht. Eine flache vorgeschobene Landzunge war vor Jahrzehnten noch voller Granit, das jedoch für die Befestigung von Flussmündungen und den Bau von Häusern abgetragen wurde: zig Millionen Tonnen!
Wir verlassen Westport gen Norden und halten für eine kurze Wanderung beim Charming Creek. Hanna bleibt im Auto und arbeitet freiwillig in ihrem Max Murmel Heft. Der Weg führt entlang einer alten Bahnstrecke, die früher für den Kohleabbau genutzt wurde. So sehen wir verrostete Loren und andere Transportwagen. Der Weg hat seinen eigenen Charme. Allein die Vorstellung, hier mit einem Zug direkt neben dem Fluss entlangzufahren, ist spannend. Dann stehen wir vor einem dunklen Felseingang, der sich als ehemaliger Tunnel entpuppt. Unten am Flußbett liegen noch alte Gleisreste. Auf der anderen Seite kann man den Verlauf des Flusses und Weges sehen, wir müssen aber zurück zum Kind. Plötzlich aus dem Nichts ein Geräusch und eine Asiatin taucht hinter uns auf. Etwas scary für mich, so dass das Tempo erhöht wird und sie den Namen scary Asian erhält. Bis zum Parkplatz können wir den Abstand halten 😂…
Im Mokihinui Café an einer Flussmündung machen wir einen kurzen Stopp. Hanna schmust mit den drei Hunden und spielt „Stöckchen holen“, während wir Kaffee und Eis kaufen. Wir gucken einmal über die Düne an den Strand und sehen viel Sand, Wasser und Weite…
Wenige Kilometer weiter sehen wir am Straßenrand ein Schild mit „Gentle Annie, drittbester Campground in Neuseeland“… „Das kann ja jeder sagen“, denken wir uns so und fahren weiter.
Die nächsten 26 km sind voll mit Kurven bergauf und bergab. Es macht Spaß, hier mit dem Camper die Kurven zu schneiden.
Dann erreichen wir Karamea, den ersten Ort nach Westport mit einer Tankstelle… und einer Touriinfo. Grit telefoniert mit Sylvia wegen einer möglichen Reit-Verabredung für Hanna und sie. Silvia hat heute keine Zeit , aber morgen früh. Sie gibt uns noch Übernachtungs- und Ausflugstips und den Hinweis, daß für den Weg zum Moria Arch Höhenbeschränkungen bestehen. In die Touristen-Info gehen wir dann auch gleich als erstes rein, um uns über die geplante Wanderung zum Moria (!) Arch/Gate zu informieren. Der Mann ist sehr nett und hilfsbereit, hat aber schlechte Nachrichten für uns. Nachdem letztes Jahr über 80 Wohnwagen von der engen Straße gerutscht sind, hat man eine Höhenbeschränkung von 2,8 m eingeführt. Unser Kleiner ist 3,2 m hoch… blöd. Grit schaut ein wenig enttäuscht, doch der Mann hat noch einen Tipp. Wir könnten bei der lokalen Autovermietung für 80 Dollar ein Auto mieten und damit hochfahren… das überlegen wir uns…
Im Gemischtwarenladen gegenüber kaufe ich noch vier Blinker und die Verkäuferin markiert mir auf der Karte zwei Angelstellen. Da der Tag noch jung ist, fahren wir zu einer, von wo aus Grit eine Wanderung machen kann (Big Rimu Tree). Hanna und ich packen die Angel ein, zwei Äpfel und Oreo Kekse. Wir maschieren los und suchen die von der Frau beschriebene Pforte, um ans Wasser zu kommen. Dichtes Gestrüpp über zwei Kilometer ohne eine Chance aufs durchkommen. Wir futtern unseren Proviant auf und kehren um. Schade…
Grit ist auch bald zurück und wir fahren zum heutigen Ziel, dem Kohaihai DOC Campground direkt an der Tasmanischen See. Die letzten fünf Kilometer sind gravel road und haben Spurrillen, die uns kräftig durchrütteln. Dafür ist die Umgebung phantastisch. Der Stellplatz ist direkt hinter der Düne und wenige Schritte vom Fluss entfernt.
Grit ist noch immer „unterlaufen“, also macht sie sich noch mal auf (zum Scotts Hill Lookout).
Hanna und ich gehen wieder angeln. Wir sehen erneut Aale und den riesen Kopf eines Snappers… Am Strand haben zwei Angler ihre Brandungsruten draußen und ich erfahre, dass es hier Snapper und Kawahai gibt. Dafür haben wir nicht die richtige Ausrüstung.
Die für die Westküste üblichen Sandflies treiben uns dann nach dem Sonnenuntergang schnell in den Wohnwagen: Grit hat Abendbrot gemacht.
Ihr schreibt das wirklich fantastisch, als wäre man selbst mit dabei. Habt noch eine schöne Zeit in Mittelerde!
Bis bald. Stefan 🧔🏻
Danke Großer… es ist immer eine Koproduktion. Ich schreibe und Grit wählt die Fotos aus und fügt sie ein… hilft uns auch, die Erinnerungen festzuhalten.