Von Gisborne nach Maraehako Bay – 08.04.

Gisborne ist eine Stadt mit einem eigenen Industriehafen. Von unserem Stellplatz aus können wir ihn sehen und hören. In der Nacht scheinen hier auch fleißig Schiffe ein- und ausgeladen zu werden. Zumindest hören wir vereinzelt im Halbschlaf Verladegeräusche.

Nach drei Tagen Wolken und Regen scheint beim Aufwachen endlich wieder die Sonne! Das Wetter der letzten Tage hat schon ein wenig aufs Gemüt geschlagen.

Beim Frühstück überrascht uns das Kind mit seinem außergewöhnlichen Hunger. Hanna verputzt eine doppelte Portion Haferbrei.

Grit hat gestern einen riesengroßen Berg Wäsche gewaschen. Wie in einem früheren Beitrag schon mal geschrieben, gibt’s hier nur Kurzwaschprogramme bis max. eine halbe Stunde als Kaltwäsche. Trotzdem riecht es gut im Wohnwagen beim Zusammenlegen. Wäsche noch weggepackt (Grit: zack, in den Schrank damit; Hanna und ich: schön in die einzelnen Reisetaschen), noch hurtig dumpen, Wasser auffüllen, ausfegen (ja, diese banalen Dinge gehören im Traumurlaub dazu), dann brechen wir auf.

Wir wollen heute den state highway 35 einmal um das Ostkap rum mit dem East Cape Leuchtturm als Höhepunkt, weiter bis nach Opotiki. 300 Kilometer in guten fünf Stunden reiner Fahrzeit… Bei bestem Wetter fahren wir mit guter Laune los.

Als ersten Stopp haben wir uns die Tolaga Bay ausgesucht. Hier gibt es den mit 660 Metern längsten Anlegersteg (Tolaga Bay Wharf) in Neuseeland. Es ist späterer Vormittag und die Sonne scheint auch hier. Umso mehr sind wir erstaunt, dass wir die einzigen hier sind. Auf dem Steg erkennt man noch die Spuren der Vergangenheit. Vor über hundert Jahren wurde er errichtet, um Schiffe einfacher auf See aus- und beladen zu können und die Güter über die noch heute sichtbaren Schienen zu transportieren. Am Kopf des Steges teilt sich die Schiene. Nach 660 Metern sind wir nur einen Fußbreit entfernt, ins Wasser zu plumpsen. Einige Meter zurück führt eine Metallleiter hinunter ins Wasser. Ich nehme meinen Mut zusammen und steige hinab. Eigentlich hatte ich Respekt vor dem Wasser. Das war jedoch überraschend angenehm. Unbequem war der Aufstieg barfuß auf den dünnen Metallstreben. Im Sommer springen die Dorfkinder hier mutig von der Wharf ins Meer!

Hanna und Grit haben jetzt auch Lust auf eine Abkühlung bekommen. Vom Strand aus gehen wir zu dritt ins Wasser und werfen uns gegen die Wellen. Eine schöne Erfrischung.

Einige wenige Meter entfernt beginnt eine Wanderung zum Cooks Cove, einem Ort an dem James Cook (auch mal) gelandet ist. Dort steht noch der historische Marker. Wir müssen das so glauben, da wir weiterfahren: 6 km Wandern passen heute nicht in unseren Zeitplan.

Nach kurzen Halts in der Tokomaru Bay sowie an der Kirche von Tikitiki erreichen wir das nette Örtchen Te Araroa.

Tokomaru Bay

On the road: Blick auf Mount Hikurangi, ein für die Maori Heiliger Berg.
Kirche in Tikitiki mit tollen Maori-Holzschnitzerei
Kirche mit Drehkreuz hab ich auch noch nicht gesehen. Aber keiner außer mir da!-)

Kanzel
Bestuhlung: die Augen sind aus Perlmutt; die Sitzkissen: alle unterschiedlich und selbstgehäkelt.
Taufbecken

Von Te Araroa geht eine Stichstraße noch einmal gut 20 Kilometer zum Leuchtturm. In dem Café gegenüber der Tankstelle werde ich beim Kaffee kaufen überrascht. Keine Kreditkarte! Wie schnell das bargeldlose Bezahlen zur Gewohnheit wird. Lustig finden wir die Aufladestation für E-Autos hier im äußersten Osten Neuseelands. Grit guckt sich noch den größten Pohutokawa Baum Neuseelands an: der ist 350 Jahre alt und blüht zusammen mit vielen kleineren Artgenossen in der Gegend zu Weihnachten knallrot. Muss wunderschön aussehen!

E-Station am Ende der Welt
Hier war mal eine Post: jetzt gibt’s nur noch Schließfächer!-)

Zaun aus Palmenstumpfen

Mit frischem Koffein fahren wir die größtenteils aus gravel road bestehende Strecke zum Leuchtturm (East Cape Lighthouse) hinaus. Hinter uns sammeln sich dunkle Wolken und verfolgen uns. Wir wollen und werden vor ihnen auf dem Leuchtturm sein. Wenn auch recht schmal und kurvig, ist es doch ein schöner Weg, der uns entlang der Küste führt. Kurz vor dem Ziel stehen auf einmal mehrere Pferde neben und mitten auf dem Weg. Hanna ist ganz aus dem Häuschen. Wo sollen sie hier auch sonst hin? Vermutlich gehören sie dem Besitzer, über dessen Grundstück man kurz gehen muss, um zum Aufstieg zum Leuchtturm zu gelangen. 800 Stufen werden es am Ende gewesen sein, die wir mehr oder weniger flüssig hinauf kraxeln. Der Leuchtturm selber ist eher unspektakulär, aber sein weiß leuchtet schön vor dem blauen Himmel. Aber wie schon häufiger haben wir auch von hier einen tollen Rundumblick. Hier scheint die Sonne als erstes weltweit, wenn sie morgens aufgeht und einen neuen Erdentag begrüßt.

Skurrile Steinformationen

Hurra! Wandern… äh… Pferde!

P(B)uuuhh: Wandern… ;-/
Auf der Insel stand der Leuchtturm ursprünglich, bevor er wegen vulkanischer Aktivitäten aufs Festland geholt worden ist…
Begeisterung für das Gruppenphoto beim Kind nur noch rudimentär vorhanden…
Da hinten regnet es schon…

Tschüss, ihr Pferde ohne Zaun am Anfang der Welt!

Auf dem Weg zurück nach Te Araroa machen wir diverse Fotostopps. Noch sind die Wolken weit genug weg und die Sonne steht gut. Da hier im Osten auch kaum jemand unterwegs ist, können wir so auch mal mitten auf der Straße halten.

Für dieses „Auftragsphoto“ bin ich in einen (zum Glück wasserlosen) tiefen Graben eingebrochen und hab mir ordentlich die Beine aufgeschrammt. Und seh aus wie aus dem Heuhaufen entsprungen…
Da ist wieder das Steinmännchen von vorhin. Wie Männecken Piss von hinten…

Es ist 16 Uhr und bis nach Opotiki sind es noch knapp drei Stunden Fahrzeit. Das ist uns zu viel, zumal es nach der Zeitumstellung früher dunkel wird.

Der nördliche Teil der SH35 ist um einiges hügeliger und kurviger und wir haben das Gefühl, gar nicht richtig voranzukommen.

On the road: Scenic lookout

An der Kirche von Raukokore sehen wir dem Sonnenuntergang zu.

Da sehen wir die „White Island“ richtig: bis dato war sie für uns nur eine seltsame Wolke beim spektakulären Sonnenuntergang…

Und einige Kilometer später schlagen wir unser Lager eine gute Stunde vor Opotiki in der Maraehako Bay auf einem einfachen Campingplatz mit einem Stellplatz direkt am Strand auf. Wir stehen direkt gegenüber der Vulkaninsel White Island und sehen ihre Rauchwolken im Abendrot. Wir grillen, bereiten Blumenkohl und Kartoffeln vor und – Premiere – machen ein Lagerfeuer!!! Hanna spielt mit uns Reimen, während sie sich auf der Pappe vom neuen Campingtisch vor dem Feuer zusammenrollt.

Und dann steht auch noch der Mond so schön flach am Horizont und geht langsam und rot neben der Vulkaninsel unter und die Wellen machen gleichmäßige Geräusche… kann es so schön sein? Ja!

In der Whanarua Bay kommen wir leider erst nach dem Sonnenuntergang an.

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