Forgotten World Highway – 15.04.

In der Nacht wird es kalt, sehr kalt. Die Füße ziehen wir ganz eng an den Körper. Beim Gang zum Toilettenhäuschen fällt auf, dass die beiden draußen vergessenen Campingstühle gefroren sind. ❄️

Der erste Becher heißer Kaffee wärmt wunderbar, von außen und innen. Wir schmieren schnell Brötchen und fahren zügig los. So wird es beim Fahren auch bald warm. Das Kind pennt wieder hinten weiter, im Warmen!-)

Direkt am Ortsausgang von Taumarunui beginnt der SH43 oder, viel wohlklingender, der Forgotten World Highway. 150 Kilometer bis Stratford. Bis dahin keine Tankstelle, kaum Autos (laut Reiseführer 150 pro Tag, wir zählen heute mal mit!-) und wenig Menschen. Das klingt verlockend.

Gleich zu Beginn des Highways werden uns durch den noch tiefhängenden Nebel tolle Fotomotive geliefert. Es wird immer deutlicher, dass der Herbst Einzug hält…

Mal wieder einspuriger Highway: ein Washout. Einfach abgesperrt und weiter.

Der geplante Kaffeestopp auf der empfohlenen Lavender Farm muss ausfallen, da diese um 9 Uhr noch geschlossen ist.

In Tokirima sehen wir zum ersten Mal die Eisenbahnstrecke. Sie wird uns den Tag über begleiten. Man kann über Forgotten World Adventures eine Art Draisinenfahrt mit umgebauten Golfkarts auf dieser verlassenen Strecke machen. Hätten wir gerne gemacht, aber nicht für über 400 $…

On the road

Am Straßenrand sehen wir ein Hinweisschild des Heritage Trails, der auf eine Mühle hinweist. Das Kind möchte im Wagen bleiben und so wandern Grit und ich über eine Kuhwiese zu einem Fluss. Ich bleibe im sicheren Abstand, teils hinter Grit, zu den Kühen. Dann die Enttäuschung: lediglich ein Schild und das Zahnrad weisen auf den ursprünglichen Standort der Mühle hin. Schade. Dafür lohnt sich aber die lustige Revolvergeschichte über die skurrile Bewohner der Mühle.

Dann kündigt sich der Tangarakau Gorge an. Da hier die Natur sich noch frei entfalten kann, ist die Sicht in die Schlucht auch sehr eingeschränkt. Zumindest am Geräusch des plätschernden Wassers erahnen wir die Tiefe. Grit läuft hier im Nirgendwo fast an dem Schild des SH43 vorbei…

Von einem Vulkandistrict…
…zum nächsten.

Bald beginnt der angekündigte Abschnitt des Higgways als gravel road. Wie so häufig, ist auch diese Strecke gut befahrbar.

Am Morgan’s Grave begegnen wir einem deutschen Pärchen auf Fahrrädern, die heute noch gut 80 Kilometer an auf & ab vor sich haben. Respekt. Wir wandern kurz zur gleichnamigen Grabstelle. Joshua Morgan war im Erkundungstrupp für diesen Highway und starb 1893 mit 35 Jahren an dieser Stelle vermutlich an einer Blinddarmentzündung.

Regenwald links und rechts des Gorges.

Die Rechercheverantwortliche empfiehlt dem Fahrer einen 14 km langen Abstecher zu den Mount Damper Falls. Nach einer 20minütigen Wanderung stehen wir vor dem mit 85 m zweithöchsten Wasserfall der Nordinsel.

Hanna entdeckt gleich wieder das Stückchen Regenbogen am Wasserfall.

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Auf dem Rückweg zum Highway sehe ich zu spät einen kleinen Igel in der Kurve. Ich halte und laufe zurück, sehe aber nur noch wie sich der Asphalt rot verfärbt 😪…

On the road
Heritage trail: alte Überreste des Equipments für Sägemühlen, hier eine niedliche Eisenbahn, herrlich verrostet.

Forgotten world, forgotten electricity pole.

Für die Fahrt durch den 180 m langen Moki Tunnel darf Hanna mit nach vorne zu uns in die erste Reihe. Er ist einspurig, unbeleuchtet und sieht am Boden und an den Wänden so aus, als ob man hier gerade erst mit der Spitzhacke rausgegangen wäre. Die Decke hat eine Holzkonstruktion und über beiden Tunneleinfahrten steht ein Schild mit „Hobbit’s Hole“.

Vom Tahora Saddle aus sehen wir das Bergmassiv, auf dem Grit gestern noch rumgeklettert ist.

Unter dem Sattel verläuft die Bahnstrecke per Tunnel weiter.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke werden wir am Straßenrand darauf aufmerksam gemacht, dass wir nun die Republic of Whangamomona betreten. Im Zuge einer Gebietsreform hat sich das Dorf 1989 für unabhängig erklärt. Aktuell wohnen 23 Menschen hier. Hanna spielt im Presidential Park gegenüber vom Hotel, in dem wir uns stärken und natürlich unsere Reisepässe abstempeln lassen. Hier treffen wir auch die netten älteren Damen vom Wasserfall wieder.

Man beachte, wer schon alles Präsident der Republik gewesen ist!-)

Wenn Vater und Tochter auf dem Spielplatz Auto fahren… 😘

Hanna füttert Dolly

Passt zur Atmosphäre hier!-)

Wir fahren noch über drei weitere Saddle mit unterschiedlichen tollen Ausblicken auf die hinter und vor uns liegende Vulkanlandschaft, bevor wir in Stratford das Ende des Highways erreichen (und 84 Autos auf 150 km in sieben Stunden gezählt haben).

Wir fahren weiter Richtung Hawera. Auf der halbstündigen Fahrt stellen wir fest, dass sich das Kind zu wenig bewegt und noch zu viel Energie hat.

Im örtlichen Aquatic Center von Hawera gehen wir für 9,40 $ schwimmen. Grit will im warmen Becken entspannen und übertreibt es. Ihr Kreislauf spielt zum Schluss Talbahn, also erstmal Füße hochlegen. Hanna hält mich derweilen mit Kopfsprüngen, Tauchen und Toben auf Trab.

Unseren Hunger stillen wir mit freundlicher Unterstützung von Magic Pizza. Zwei Pizzen, die ersehnten Nachwanderungsnudeln und Nachtisch muss das Kind im Wohnwagen noch wenige Kurven mühevoll festhalten, bevor wir unseren Stellplatz für die Nacht vor einem Sportcenter & Rugby-Feld (TSB Hub) erreicht haben. Das Essen wird dann schnell und geräuscharm vertilgt.

Vom Wohnwagen aus sehen wir den Mount Taranaki, den nächsten Vulkan, wie er von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlt wird… bis Hanna uns in den davor hängenden Wolken ein Gruselgesicht zeigt… 😱

Im Bette und kurz vor dem Einschlafen ermahnt das Kind ihr in Tangermünde vor mindestens drei Jahren erstandenes & weitgereistes Holzkrokodil, für das sie eigentlich schon zu alt ist: „Ey Kroki, stoß mich nicht immer an!“

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