Rund um den Vulkan – Von Hawera nach Kiritehere Beach – 16.04.

Morgens werden wir von einer Sirene geweckt. Tsunami? Feuer? Vulkanausbruch? Das Geräusch verstummt wieder schnell… ertönt aber in der nächsten halben Stunde noch zwei weitere Male. In der Stadt sieht es aber nicht nach Hektik oder gar Panik aus…

Unser Stellplatz vorm Rugby-Feld und verhülltem Vulkan.

Premiere! Beide Frauen sind noch müde und faul und bleiben während der Fahrt zum Bäcker hinten im Bett liegen. Ich hole für uns das Frühstück und erkundige mich nach den Sirenen. Laut Verkäuferin hört man dies hier häufiger, insbesondere bei Verkehrsunfällen, wo mehrere Feuerwehrstationen ausrücken müssen 🤕… Würde zu den relativ vielen Holzkreuzen an den Straßen passen… Grit kommt angezogen nach vorne: die Wackelei auf der Hinterachse ist nix für lange Fahrten. Hanna stört es offensichtlich nicht!-)

Wir dumpen noch schnell an einer der vielen öffentlichen Dump-Stationen – mitten in der Stadt – und brechen auf und beginnen unsere heutige Fahrt auf dem SH45, der uns einmal komplett um den Mount Taranaki führen wird.

In Opunake fahren wir zum Ausguck auf den Strand. Dort steht eine Gruppe mit ihren freilaufenden Hunden. Nichts für mich. Grit macht dort den kurzen Coastal Garden Walkway allein und sieht dafür eine nette kleine Briefkasten-Bibliothek inklusive tollem Küstenblick.

Longboard-Zaun in Opunake: wir sind auf dem Surfer-Highway!-)

Das Cape Egmont Lighthouse soll laut Google endlich mal begehbar sein. Ist er vor Ort aber dann doch nicht und steht auf Privatgelände. Dafür werden wir mit einer einmaligen Blickachse auf den Mount Taranaki entschädigt. Sogar das Kind können wir aus dem Auto und vor die Kamera locken.

On the road: die Sonne schafft es tagsüber, den Vulkan immer mehr zu enthüllen.
Sieht aus wie gephotoshopped, ist aber original so auf der stichstraße zum Leuchtturm von uns erspäht. Leider eingezäunte Weide: andersrum mit Vulkan wäre auch cool gewesen!-)
Mein Mann, unser Auto, unser Vulkan.

Die beiden Trampermädels haben uns vorgestern einen Tipp für eine Wanderung durch einen Tunnel zum Strand gegeben. Zugang ist aber nur bei Ebbe möglich. In der iSITE von New Plymouth wollen wir uns zu den Tiden-Zeiten informieren. Die Parksituation ist aber so bescheiden, dass wir nicht in der Nähe halten können. Also nur kurz teuer zwischentanken und raus aus der Stadt.

Verrückte Vulkan-Perspektive in New Plymouth.

Grit hat den Coastal Walkway herausgesucht. Dort soll es eine tolle Brücke geben. Wir folgen der Ausschilderung und stehen wenig später an einem sonnigen, schwarzsandigen (!) Strand. Nur die Brücke ist hier nicht. Ein Übersichtsschild hilft uns, den richtigen Weg zu finden: nur ein paar km weiter. In dem Kiosk Café ärgere ich mich über die Unverschämtheit, 1$ für das Bezahlen mit Kreditkarte zu Verlangen. Normalerweise werden 2-3 % verlangt. Zumindest der Kaffee hat geschmeckt.

Unser erster schwarzer Strand. Und: das Kind muss zum Frisör…
New Plymouth: Strand und Hafen.
Das Kind lässt keinen Spielplatz aus…

Unser zweiter Anlauf mit dem Coastal Walkway gelingt dann. Die Te Rewa Rewa Brücke erinnert in Form und Farbe an ein Walskelett. Sie wurde so positioniert, dass man in der Flucht Mount Taranaki sieht und fotografieren kann. Alle wollen ein Bild mit einer menschenleeren Brücke 😂… nicht so einfach.

Faszinierendes Bauwerk mit faszinierendem Vulkan.

Gemäß Maori-Legende stand Mount Taranaki vor Jahrhunderten neben seinen Vulkanbrüdern Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu. Eines Tages kam es zum Kampf um die von allen begehrte schöne „Bergin“ Pihanga. Tongariro gewann, Pihanga rückte dichter zu ihm, aber Taranaki floh in seinem Gram an die Küste in Richtung der untergehenden Sonne. In seinem Weg hinterließ er den mächtigen Whanganui River. Die Legende besagt, daß er eines Tages zu seinen Brüdern im Zentralplateau zurückkehren wird, um Pihanga für sich zu fordern. Daher leben zwischen den Vulkanen kaum Maori – daher auch der „Forgotten World“ Highway…

Wir geben Alles, aber wir sehen kein Schild des SH45. Dafür knippst Grit die 3 gleich zu Beginn des neuen Highways (die wir auf dem Rest unseres heutigen Weges noch viermal sehen werden 🤷‍♂️). Wir verabschieden uns auch vom Mount Taranaki, den wir glücklicherweise wolkenlos aus der Ferne betrachten und fotografieren konnten. Hier gibt’s übrigens einen ähnlich langen Day hike bis auf die Spitze wie beim Tongariro crossing. Nächstes Mal!-)

Das Wetter ist mal wieder Bombe. Richtig warm ist jetzt draußen, aber auch drinnen im Auto. Beim nächsten Stopp können wir unser Glück kaum fassen. Die Three Sisters und der Elephant Rock sind Gesteinsformationen, die am Strand betrachtet werden können. Der Weg dorthin ist jedoch nur einem Zweistunden Fenster vor bzw nach Ebbe begehbar. Und in diesem Zeitkorridor fahren wir just dort auf den Parkplatz. Wir starten auch unmittelbar unseren Spaziergang dorthin und haben viel Spaß, durch die Tunnelpassagen zu gehen und durch den Sand zu laufen.

Mit Sophia ist das Kind auch mal in Photo-Laune.

Kind und Matthias vorm Elephanten.

Tolle Strandkulisse.

Bei einem kurzen Picknick überlegen wir uns, wohin es heute noch gehen soll (es ist erst 15 Uhr). Auch wenn die Straße nach Marokopa klein aussieht und ein Abschnitt gravel road ist, wollen wir dort langfahren und den Tunnel-Tip der Tramper-Mädels finden.

Sicherheitshalber tanken wir in Awakino noch mal für einen guten Preis voll. Die junge Verkäuferin läuft noch extra in den Hinterraum zu ihrem Vater, der dann bestätigt, dass die Straße gut befahrbar ist.

Dann biegen wir ab in das Hidden Valley, links und rechts Regenwald, „Scenic pastures“, Flüßchen… Schön! Wie fast erwartet, wird die Straße eng und kurvig. Aber mit all dem Regenwald und der Verlassenheit hat sie viel mehr das Attribut „Forgotten“ verdient als der gestrige Highway.

Auf der Hälfte der Strecke biegen wir Richtung Strand ab. Nach weiteren fünf Kilometern und den letzten 200 m einspurig auf einen in Fels gehauenen Weg, stehen wir vor dem per Hand gehauenen Tunnel: road ends! Wir haben ihn gefunden: Waikowau Tunnel zur gleichnamigen Beach. Der Tunnel wurde ursprünglich von zwei Farmern „gebaut“, um ihre Schafe über den Strand statt über das unwegsame Hinterland zur nächsten Weide treiben zu können. Schnell springen wir alle drei aus dem Wohnwagen und laufen über matschigen Boden hindurch. Und dann haben wir noch mal Glück heute. Wir verlassen den Tunnel und betreten einen leeren, schwarzsandigen Strand, an dessen Ufer schöne Wellen krachen. Weit und breit keine Menschenseele. Also? Klamotten aus und rein ins Wasser. Überraschend angenehm denken wir, bevor die erste Welle Hanna ganz und uns zur Hälfte überspült… Ein Highlight: Wir sind begeistert.

Handgehauene Straße führt zu handgehauenem Tunnel
Und wirklich: Licht am Ende des Tunnels!-)

Schwarzer Sand (der Wohnwagen sah lecker aus!-)

Ein wenig fahren wir noch weiter, bevor wir am Kiritehere Beach einen freedom camping Stellplatz an einem Friedhof wählen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang stehen wir auf einer kleinen Anhöhe und schauen gen Horizont. Toll!

Immer gerne wieder: Kuh auf der Straße.

Unglaublicher Mond heute!

Hanna kann es weniger genießen. Sie möchte zu den beiden Pferden, die hier frei umhergrasen.

Camper allein auf dem Campingplatz, Friedhof, Kind, Mann, Toilettenhäuschen mit allen restlichen Mücken Neuseelands, freilaufende Pferde.
Beste Lage in erster Reihe: leicht makaber…

Es gibt Pizza und Chicken Wings vom Vortag sowie das letzte Bier. Es wird noch kurz gestritten, wer bei wem schläft. Nachdem das geklärt ist, kehrt unter dem (Fast) Vollmond Ruhe ein…

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