Mount Cook – 04.03.

Wir wollen heute am Mount Cook wandern gehen. Da die Parkplätze dort begrenzt sind, fahren wir früh gegen 7 Uhr los. Hanna lassen wir wieder schlafen.

Die Straße führt direkt am See entlang. Am Himmel ist keine einzige Wolke. Es kündigt sich bereits zu so früher Stunde ein toller Tag an.

Mount Cook grüßt beim Sonnenaufgang schon vorfreudig aus der Ferne!-)

Unser gestriger Stellplatz lag in einer Baumsiedlung direkt am See. Wir haben uns in die zweite Reihe gestellt, wo wir Schatten von den Bäumen abbekommen haben. Anscheinend gibt es am Lake Pukaki weitere Stellen zum freedom camping. Wir fahren an einer kleinen (baumlosen) Anhöhe vorbei, von der aus man einen phantastischen Ausblick auf den Mount Cook hat. Der liegt direkt an der Straße also leicht zu erkennen und zu erreichen. Hier stehen unglaublich viele Camper jedoch dicht an dicht. Da haben wir gestern die richtige Wahl getroffen…

Wir biegen auf den Highway 80 ein. 40 km geht es jetzt mehr oder weniger geradeaus zu unserem Ziel. Die gesamte Zeit hat man den Mount Cook im Blick, der mit seiner schneebedeckten Spitze zu rufen scheint. Natürlich machen wir tourimäßig Fotos bei guten Gelegenheiten 😉.

[wpvideo Uy1cGfGa ]Wir fahren direkt bis ins Dorf Mount Cook. Weiter kommt man hier auch nicht (außer mit Allradantrieb), hier beginnen nämlich die neuseeländischen Alpen. Im Besucherzentrum kaufen wir eine Wanderkarte. Am Eingang werden wir auf die Möglichkeit aufmerksam, Kiwi Ranger zu werden. Hierzu müssen abhängig vom Kindes-Alter verschieden viele Fragen aus einem Heft beantwortet werden (max 16). Die Rangerin erklärt uns, dass dies auch von großen Kleinen gerne gemacht wird und teilweise gar nicht so einfach ist. Hanna möchte Rangerin werden! Es stellt sich im Laufe des Tages als gut durchdachtes Konzept heraus, sich die Besucher mit der Umwelt und der Natur auf interessante & kurzweilige Art und Weise auseinander setzen zu lassen.

Wir fahren noch 2 km weiter zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung und sind dann froh, einen der letzten Parkplätze für unseren Camper zu finden. Bevor es losgeht, gibt es in mitten dieser tollen Bergkulisse Frühstück. Hierzu muss das Kind geweckt werden 😴.

Unser Ziel heute ist der Hooker Valley Track, DER Wanderweg am Mount Cook. Eine flache Strecke mit je 5 km Weg zum Lake Cook, für nahezu jedermann geeignet. Dementsprechend begegnen wir wirklich vielen vielen Menschen. Von jung bis alt, von schnell bis langsam, von Wanderschuhen bis Flipflops…

Zum Beginn der Wanderung: Hanna hat die Devise „Three for the Sea“ verinnerlicht und sammelt eine herrenlose Tüte vom Parkplatz ein und bringt sie in den Mülleimer.

Wir konzentrieren uns auf eine Aufgabe aus dem Rangerheft. 16 verschiedene Bilder sind im Format 4×4 angeordnet. Die Aufgabe erinnert an Bingo. Die Bilder sind durch Beobachten (Sehen & Hören) der Umgebung zu finden und abzukreuzen. Das hält Hanna bei Wander-Laune 😉. Meistens zumindest.

Hannas obligatorisches Wandertief zum Beginn – was aber nie lange anhält!-)
10 Minuten später lacht sie schon wieder Mount Cook an… 😉

Das Wetter ist traumhaft. Nahezu wolkenlos. Es weht jedoch ein kräftiger Wind mit teilweise starken (Sand-)Böen. Das macht die Wanderung genauso abwechslungsreich wie die drei Hängebrücken auf der Strecke. Während die erste eine massive Holz/Stahlkonstruktion ist, wackeln die anderen beiden bei dem Wind beachtlich, so dass man sich schon ordentlich festhalten muss.

Hanna mault bei der Hälfte rum, so dass ich die Frauen alleine ihr Tempo gehen lasse und voran gehe. Der Weg schlängelt sich durch die Landschaft, teils auf festem Boden, teils auf board walk. Nach knapp 90 Minuten ist man an Ziel. Ein wunderschöner Anblick. Mount Cook im Hintergrund, der Hooker Gletscher und der milchfarbene Gletschersee Lake Cook. Wie wir später im Besucherzentrum erfahren, verändert sich die Umgebung hier dramatisch schnell. Der Gletscher schmilzt im atemberaubenden Tempo. Den See, an dem wir stehen, gab es vor 13 Jahren noch nicht. Heute hat er bereits eine Länge von 7 km. Tendenz wachsend. Der Prozess ist unaufhaltsam. In knapp 30 Jahren, so schätzt man, ist der Gletscher komplett geschmolzen.

Davon wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nichts. Wir essen Äpfel und Möhren auf einer kleinen Bank und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Im Anschluss läuft Hanna zum Rand des Gletschersees und ist über die Eisbrocken erstaunt. Ahnungslos halten wir teilweise 300 Jahre altes Eis in den Händen.

Power-Nap in der Gletschersonne: Kraft schöpfen vor allem Rückweg.

10 Minuten später war das Gletscher-Gebilde abgebrochen… ständige Veränderung…

Hier sind Steine die neuen Bäume!-)

Nach knapp drei Stunden sind wir zurück am Auto. Wie haben eindeutig die Sonne unterschätzt. Im Camper weht kein Wind mehr und ich merke wie mein Gesicht glüht und die Haut spannt.

Wir fahren um die Ecke zum Tasmanischen Gletscher. Grit macht eine kurze Wanderung dorthin und zu den Blue Lakes, die durch das Zurückgehen des größten Gletschers Neuseelands mittlerweile grün sind. Hanna und ich legen im Wagen die Füße hoch und essen Kekse.

Jedes Jahr geht der Tasman Galacier mehrere hundert (!!!) Meter zurück. Angestoßen durch die Erderwärmung läuft der Prozess jetzt beschleunigt durch den wachsenden Gletschersee und seine hungrigen Wellen…

Was vor wenigen Jahrzehnten noch ein Tümpel war, ist jetzt ein km langer See, auf dem man Motor-Schlauchboot-Touren machen kann… Makaber.

Zum Schluss des Tages fahren wir noch ins Besucherzentrum, um die letzten Aufgaben zu lösen. An den Schautafeln erfahren wir u.a., dass der Mount Cook /Aroaki laut den Maoris drei Brüder hat und sich von Zeit zu Zeit in Wolken einhüllt und sich so nicht jedermann zeigt. Wir hatten heute also richtig Glück! Dann erhält Hanna ihre Auszeichnung als Kiwi Ranger, ein offizieller Stempel sowie ein Anstecker.

Der abstempelnde Ranger kann ein bisschen deutsch und fragt Hanna nach ihrem Namen. Beim Ausfüllen hat er ihn aber offensichtlich schon wieder vergessen und schreibt „Emma“ auf ihre Kiwi-Ranger-Urkunde.

Beim Verlassen des Besucherzentrums sehen wir, wie dicke weiße Wolkenschwaden von den Bergspitzen hinab schweben und dabei den Aroaki langsam einhüllen ☁️☁️☁️. Wir haben gelernt, daß sich Aoraki/Mount Cook nur an ca. 1/3 Tagen des Jahres unverhüllt zeigt; haben wir also Glück gehabt. Der Maori-Legende nach ist Aoraki der älteste der Gottes-Söhne und die Südinsel Neuseelands sein gekentertes Kanu.

Wir sagen Tschüß und brechen auf. Die Straße 80 ist als „Sternengucker-Straße“ ausgeschildert. Ähnlich wie am Lake Tekapo ist es hier nachts absolut dunkel. Um dies zu erhalten, haben sich die Dörfer ringsum darauf verständigt, die Lichtemmissionen zu reduzieren. So werden z.B. ab 23 Uhr alle (nicht unbedingt notwendigen) Lichter ausgeschaltet.

Auch wenn wir eine warme Dusche nötig hätten, fahren wir noch mal zum gestrigen Stellplatz am Lake Pukaki. Der Gewohnheit wegen gleicher Stellplatz. Und es wird wieder gegrillt. Heute Lamm.

Wir wollen Hanna den Sternenhimmel zeigen. Davon bekomme ich jedoch nichts mehr mit. Die Sonne hat mich geschafft und ich schlafe ein.

Mutter und Kind schauen währendessen „Ice Age“, essen Popcorn und erzählen mir am nächsten Morgen von den vielen Sternen… Die einzigen bekannten Sternzeichen vom „Nordhimmel“ sind Orion und die Sieben Schwestern. Hanna meinte, ein bestimmter Stern in der toll zu sehenden Milchstraße würde direkt nach Biederitz führen…

Spektakulärer Sonnenuntergang an unserem Stellplatz.

…rangezoomter Mount Cook zum Sonnenuntergang. Toller Tag mit Dir!

Schreibe einen Kommentar