Von Hokitika nach Rapahoe – 20.03.

Hier ist es schön!

Um 8 Uhr klingelt der Wecker, der jedoch konsequent von allen ignoriert wird. Es hilft nichts, das Kind hat ne Verabredung. Kevin hat Hanna gestern eingeladen, bei den Hühnern die Eier einzusammeln. Also gibt es ein schnelles Frühstück und wir laufen über die taunasse Wiese zum Wohnhaus der Inhaber. Kevin nimmt Hanna auf seinem Rasentraktor mit. Exakt ein Ei liegt in Gehege und das darf Hanna auch behalten. Mit einer extra Runde über das Grundstück geht es zurück zu unserem Wohnwagen.

Richtig eilig hat es niemand, aufzubrechen. Hanna findet in Charly aus dem Nachbarwagen eine Spielkameradin. Endlich jemand, der gerne und ausdauernd mit ihr Pferdchen spielt.

Das Gerät für die Kartenzahlung funktioniert immer noch nicht, das bedeutet wir brauchen Bargeld (was wir hier in Neuseeland bisher kaum benötigt und es daher selten in der Tasche haben). Während Grit nach Hokitika reinfährt, um Bargeld zu holen, malt Kevin uns eine Karte von der Küste des Abel Tasman Nationalparks. Bis vor zwei Jahren haben er und seine Frau dort gelebt und wir bekommen tolle Routenvorschläge, Empfehlungen und Insidertipps.

In ganz Neuseeland ist das Mitgefühl für die Opfer des Anschlages in Christchurch riesig: solche Blumendenkmäler (hier in Hokitika ist das Weltkriegsdenkmal „umfunktioniert“ worden. Gänsehaut.

Wir sitzen noch ein wenig auf der Veranda und planen die Route. Plötzlich kommt Hanna angerannt… „Der Steg ist unter Wasser!“… Der Fluss fließt in die dahinterliegende Tasmanische See, so dass Ebbe und Flut hier einwirken. Gestern Abend haben wir an einem schnellen, 2 m tiefen Fluss gestanden. Heute morgen ist es ein ruhiges, gemächliches Gewässer, ca. 1 m höher. Die Kinder füttern die Aale mit Brot und ich hole noch mal schnell die Angel von Kevin. 30 Minuten und zwei verlorene Blinker später packen wir endgültig zusammen.

Der Flutangler.

Es ist bereits nach 12 Uhr und es heißt Abschied nehmen. Grit wird von Julian herzlich zum Abschied gedrückt. Ja, wir haben die beiden ins Herz geschlossen. Als Andenken nehmen wir eine Tüte ihrer leckeren Äpfel mit.

Grit hat Westport als Ziel auserkoren und auf dem Weg dorthin drei Stopps herausgesucht. Der erste ist eine Abenteuer-Wanderung zu einer ehemaligen Goldgräberstätte, die das Kind auch begeistern soll. Auf der Fahrt erzählen wir ihr von dem Plan. Sie nickt… und hört ihr Hörspiel weiter… 🙄

Als wir den Highway verlassen, sollen es nach grober Schätzung noch 10-15 Minuten sein. Zuerst sind keine Häuser mehr am Strassenrand. Dann sehen wir weitläufig abgeholzte Bäume und die Teerstraße wird zur gravel road. Als die Steine auf dem Weg immer größer werden und ein nicht unerheblicher Anstieg vor uns liegt, endlich mal ein Schild: „Noch 3 km“ 😮😮😮. Das hier ist eher eine 4WD-Straße…

Wir rumpeln mit 20 km/h so vorsichtig wie möglich vor uns hin, immer ein Ohr in Richtung Achsen. Wenn wir hier einen Schaden haben… kein Auto weit und breit und kein Empfang…. beim nächsten Anstieg kann Grit gar nicht richtig hingucken. Aber unser Gefährt schafft auch dies und dann stehen wir endlich auf dem Parkplatz des Rundweges.

Die Strecke hat uns geschafft und wir haben alle Hunger. Das Kind bekommt das Müsli, was am Morgen noch zu Tränen geführt hat. Stulle mit Brot für die Großen. Ein weiteres Auto fährt auf den Parkplatz. Die beiden Touristen wissen aber auch nicht, wohin die Straße führt (zurückfahren wollen wir eigentlich nicht gerne).

Wir maschieren los und kehren nach 20 m erst mal wieder um. Auf dem Hinweisschild ist der Rundweg kurz beschrieben. Und dafür sind Sandalen und Badelatschen nicht geeignet. Und wir brauchen unsere Taschenlampe! In den nächsten 30 Minuten werden wir nämlich treppab und treppauf gehen, in ehemalige Schächte hineingucken, Tunnel durchwandern und über Brücken gehen. Bei der Brücke heute dürfen nur noch maximal fünf Leute gleichzeitig rauf!-) Wir sind begeistert. Hanna möchte in weitere Höhlen und Tunnel, „… aber die können auch gruselig sein.“ Na dann … 👻

Da auch das Navi nicht funktioniert, fahren wir die Straße in die Richtung zurück aus der wir gekommen sind. Schön langsam und sachte.

Aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Strassenrand. „Grit, Fotoapparat!“ Langsam fahre ich zurück und da sitzt ein Raubvogel nur wenige Meter von uns entfernt auf einem toten Tier und schaut uns an… stark!!!

Der Weg zieht sich wieder bis zum Highway. Auf einer Nebenstraße erreichen wir irgendwann Greymouth. Während Grit Eis und Pommes holt, kläre ich mit Kiwi, ob unsere E-Mail angekommen ist. Wir hatten 5 Kratzer auf der Windschutzscheibe gemeldet, die bei der Übergabe im Regen nicht zu sehen waren.

Kurz hinter Greymouth geht die A6 direkt am Wasser lang. Tolle Strände, Felsen die im Wasser stehen, Wellen… spontan entscheiden wir uns auf den Campingplatz 500 m zurück zu fahren. Wir finden einen Stellplatz direkt mit Meerblick. Wir ziehen uns schnell um und laufen zum Strand. Es ist Ebbe und es dauert, bis wir tieferes Wasser erreichen. Dort brechen die Wellen wenige Meter vor uns und spülen sich auf Schulterhöhe an uns vorbei. Hanna schlingt ihre Arme um mich, sonst würde das Wasser ihr die Füße wegziehen. Grit wird just in dem Moment von einer Welle überrascht, die ihr die Sonnenbrille (nicht fragen!) aus den Haaren schwemmt…

Bei dem Ausblick entscheiden wir umzukehren.

Der Besitzer hat einen ganz lieben Hund, der für Hannas Aufmerksamkeiten sehr dankbar ist!-)

Im Anschluss machen wir einen Strandspaziergang, bei dem wir Steine sammeln, Möwen aufschrecken und Bilder von der sinkenden Sonne machen. Nein, die Sonnenbrille finden wir nicht wieder.

Tolle Küste, toller Strand. Zum Bleiben.

Die Überlegungen über das Abendessen werden unterbrochen, als wir in Strandnähe ein Café/Restaurant entdecken. Perfekt. Pizza, Burger und Wedges und ne Schar Katzen zum streicheln. Alles, was man braucht. Wir bestellen schon mal, Grit geht zum Wohnwagen zurück, um das Geld zu holen.

Auf dem Rückweg kommt uns ein riesiger und nicht erzogener Rottweiler entgegen: sein Besitzer ist um die zwanzig, auch nach dreimaligem rufen hört er nicht auf ihn… Auch schön.

Auf den letzten Metern zum Wohnwagen geht auch die Sonne unter. Hanna möchte um 4 Uhr aufstehen, um einen Trank aus den frisch auf dem Grundstück gesammelten Blüten zu brauen. Wir möchten bitte den Wecker stellen… 🕓😴

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