Farewell Spit Tour – 28.03.

Wer von den Lesern unseres Blogs plant nach Neuseeland zu reisen, darf sich gerne folgende Seite merken: bookme.co.nz – Hierbei handelt es sich um eine Art Groupon. Nur daß man hier vernünftige Schnäppchen findet. Für uns ist hauptsächlich der Bereich „Aktivitäten“ interessant. Über bookme haben wir schon die Kayaktour am Nugget Point gebucht. Und vor drei Tagen haben wir die von Kevin empfohlene Farewell Spit Tour gebucht und knapp 100 $ gespart.

Der Farewell Spit (spit = Landzunge) ist eine schmale, 26 km lange Landzunge im äußersten Norden der Südinsel und bildet die nördliche Eingrenzung der Golden Bay. Die Nehrung erstreckt sich vom Cape Farewell, dem nördlichsten Punkt der Südinsel, in Richtung Osten.

Durch die fortwährende Bewegung, ausgelöst durch die starken Strömungen in der Cookstraße, wird der Sand in einer hakenartigen Form angehäuft. Der Sand kommt durch die Flüsse bis von unserem Liebling Aoraki/Mount Cook tief im Inland angespült! Vorhersagen gehen davon aus, dass die Landzunge alleine in den nächsten fünf Jahren weitere zwei Kilometer an Länge hinzugewinnen wird.

Die Landzunge ist Lebensraum für eine Vielzahl von Vögeln, vom Basttölpel bis zum Austernfischer. Bis auf einen kleinen Abschnitt im Westen darf der Spit nicht betreten werden, außer während einer einmal täglich stattfindenden geführten Tour… Und das sind heute wir! 😉

Unsere Tour startet in Collingwood. Wir nächtigen auf dem Campingplatz 150 m entfernt. Das ist auch gut so, weil die Tour um 6:30 Uhr startet. Wir fahren nämlich durch Strand- und Dünenabschnitte, die durch die Gezeiten nur zu bestimmten Zeiten befahrbar sind.

Also klingelt der Wecker um 5 Uhr. Um 5:10 Uhr sagt Grit „… noch zehn Minuten, ok?“ Dann müssen wir aber hoch. Wir sind begeistert, mit welcher Energie unser Kind aufsteht und sich anzieht. Das kennen wir anders. Schnell noch Proviant gepackt, den Wohnwagen umgeparkt und dann laufen wir zum Treffpunkt.

Wir hatten wie gesagt bei bookme zwei Erwachsenentickets günstiger vorgebucht und müssen jetzt noch für Hanna zahlen (insgesamt 278 $, ca. 170 €). Es sind knapp 25 Teilnehmer, die auf zwei Busse verteilt werden. Wir senken den Altersdurchschnitt deutlich. Hanna und Grit sitzen nebeneinander in Reihe drei, ich vorne links (!) neben dem Fahrer und gleichzeitigem Guide, Holländer Charles.

Pünktlich um halb sieben ruckelt der Bus los. Die erste knappe halbe Stunde muss uns Charles mit seinen sehr interessanten, kurzweiligen und humorigen Ausführungen vertrösten, weil wir noch nahezu nichts sehen: die Sonne geht erst ca. halb acht auf. Da wir noch in der Anfahrt zum Farewell Spit sind, ist das kein Problem.

Nach einer guten Dreiviertelstunde rollen wir auf den Parkplatz (wo für alle anderen der Weg mit dem Auto endet und zu Fuß fortgesetzt werden muss), durch eine Holzpforte direkt an den Strand. Charles stellt das Getriebe noch auf „Allrad“ um und dann beginnt der Spaß erst richtig. Wir fahren bei beginnender Morgendämmerung am Strand entlang und preschen im Wackelmodus über die Dünen auf die Nordseite des Spits.

Daß Charles ein begeisterter Vogelliebhaber und -kenner ist, merken wir sofort. Zu jedem geflügelten Freund kann er etwas erzählen. Zweimal dreht er mit vollem Enthusiasmus noch einmal um, um für uns/für sich sicherzugehen, den Vogel auch richtig erkannt zu haben oder einer weitere Entdeckung aus seinem Augenwinkel hinterherzujagen. Er fährt für uns immer so dicht ran, dass wir es gut erkennen können, hält aber stets den für die Tiere nötigen Abstand. Das ist insbesondere bei den Seelöwen wichtig, von denen wir mehre von (ganz) nahem sehen.

Wir fahren also auf der Nordseite des Spits Richtung Leuchtturm hinaus. Die Sonne kündigt sich langsam an, am Strand ist ein dünner Wasserfilm, in dem sich die Morgenröte spiegelt. Und dann geht die Sonne hinter einer Wolke auf. Wow….

Nüchtern betrachtet, ist hier auf dem Spit viel… Sand und Vögel. Charles schafft es jedoch mit seinen Erzählungen, uns für diesen Ort in den Bann zu ziehen. Ok, ein wenig hat es auch mit seinem sportlichen Fahrstil zu tun… 🏎️ Aber der ungewöhnliche Ostwind, der heute weht und die Regenfälle des letzten Tages machen den Untergrund (Strand, Düne, Schlick!) sehr ungewohnt – auch für einen erfahrenen Guide.

So sind auf einmal zwei Stunden vergangen und wir stehen vor dem Leuchtturm. Dieser wurde vor gut 120 Jahren an die damalige Spitze des Spits gebaut. Der Spit ist seitdem noch mal um einige Hundert Meter angewachsen.
Der angekündigte Kaffee kann zu unserem Leidwesen nicht serviert werden, da der Strom ausgefallen ist. Als „Entschädigung“ fahren wir mit unserem Bus an die Spitze des Spits (also den Teil, der in den letzten Jahren neu angespült wurde) und sehen die Basttölpel Kolonie. Außerdem setzen wir unsere Füße auf Boden, den nur ganz wenige Menschen vor uns berührt haben: „Neuland“ im wahrsten Sinne des Wortes!-)

Am einprägsamsten sind die Austernfischer für mich. Die Vögel leben als Paare weit über 30 Jahre zusammen. Und sie benötigen ca. einen Kilometer Strandabschnitt für sich, den sie gegen Artgenossen eindrucksvoll verteidigen – wie wir beobachten dürfen. Regelmäßig sehen wir während unserer Fahrt demnach diesen Vogel mit seinem langen, spitzen Schnabel im Sand nach Futter picken und aufdringliche Nachbarn mit seinen lustigen Auf- und Abbewegungen des Kopfes „anzuzählen“. Witziges Tier.

Die Seeschwalben sind aber auch sehr hübsch anzusehen.

Während wir so über den Strand hinweg brausen, werden wir auf einen riesigen Baum aufmerksam gemacht, der 2010 in einem heftigen Sturm hier von der Westseite der Insel angespült wurde: ein Unikum, das die Ansiedlung einer bis dato hier nicht vorkommenden Spezies von Kormoranen ermöglicht hat. Sie bevorzugen beim Flügeltrocknen eine erhöhte Lage, die es sonst so am Spit nicht gibt.

Hanna liebt die besteigbaren Sanddünen: insbesondere das Runtertrudeln!-)

Auch halten wir am sogenannten Fossil Point, wo wir zum einen Seelöwenbabys ins Wasser springen sehen und zum anderen Fossilien in den Steinen. Ein Wanderer (nicht aus unserer Gruppe; das ist der öffentlich zugängliche Abschnitt des Spits) läuft einem Seelöwen dicht hinterher (gefährlich! Die Tiere sehen nicht so aus, sind aber schnell und können mit scharfen spitzen Zähnen zubeißen) und wird von Charles freundlich aber bestimmt zurückgepfiffen.

Als letzte Station machen wir Halt am Farewell Point, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Hier hat Captain Cook sich von Neuseeland verabschiedet. Ulkigerweise stehen wir hier nördlicher als Wellington auf der Nordinsel!

Nach knapp 6,5 Stunden endet unsere Tour dort, wo sie in der Früh begann. Wir bedanken uns bei Charles für dieses tolle Erlebnis!

Bei Kaffee und Chai Latte werden Pläne geschmiedet. Grit möchte weiterfahren. Hanna und ich wollen hierbleiben. Demokratisch abgestimmt: eine weitere Nacht in Collingwood.

Wir bekommen auf dem Campingplatz diesmal einen Stellplatz direkt am Wasser. Wir richten uns ein und asseln dann den Nachmittag über rum. Hanna und ich dösen sogar ein wenig ein, Grit liegt im Aufenthaltsraum „faul bis bloggend“ herum, zum Wäschewaschen hat sie heute keine Lust. Es war ja auch recht früh heute morgen und Wind und Sonne haben uns müde gemacht.

Die einzige Aufregung des Nachmittags passiert im naheliegenden Einkaufsladen. Meine Kreditkarte funktioniert nicht. Dann stelle ich fest , dass ich die Zweitkarte in der Hand habe. Wo aber ist die Hauptkarte? 😟 Zum Glück liegt sie im Wohnwagen… puh, darauf erst mal ein riesen Brombeereis🍦…

Hanna „computerisiert“ im Aufenthaltsraum
Hexensuppenkücherei
Kroki wird am Campingtisch angebunden, damit er nicht so weit rausschwimmen kann…
Der Stellplatz könnte schlechter sein!-)

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