Coromandel Peninsula – 20.04.

„Hasi, aufwachen! … Kommst du mit? … Matthias?“ Ich öffne mühsam die Augen. Es ist nach 23 Uhr und ich bin müde… Aber dann fällt mir wieder ein, dass wir mit Hanna eine Nachtwanderung machen wollten. Also rein in die Klamotten und mit Taschen- und Stirnlampe bewaffnet. Wir steigen aus dem Wohnwagen und verlassen über einen schmalen Weg das Gelände vom Campingplatz. Als das Licht der letzten Laterne uns nicht mehr erreicht, bleibt es trotzdem gut beleuchtet…. heute Nacht scheint nämlich der Vollmond! 🌝 Es ist absolut ruhig auf unserer kurzen Wanderung zum Strand. Vereinzelt ein Vogel und, je näher wir zum Strand kommen, nur die Wellen.

Am Strand selber erkennen wir im Mondschein schemenhaft Gestalten und Bewegungen. Als wir dichter kommen, sehen wir jemanden mit einer Schaufel ein Loch graben. Und dann noch jemand… und noch jemand. Andere sind mit graben schon fertig und haben es sich in ihrem mit heißem Wasser gefüllten Loch bequem gemacht. Aus den Badelöchern steigt Dampf auf. Unser Kind ist ganz aus dem Häuschen. Wir ziehen unsere Schuhe aus und merken sofort, wie warm der Sand an der Oberfläche ist. Wir wandern ein wenig herum und stellen fest, dass sich das von Stelle zu Stelle ändert. Vereinzelt ist es so heiß unter den Füßen, dass wir schnell weiterhüpfen. Es heißt ja auch nicht umsonst Hot Water Beach. Wir leihen uns von einem Badenden eine Schaufel und fangen an zu graben. Hanna ist mit ganzem Herzen dabei und schippt wie eine Wilde. Sie ist mit der Temperatur des Wassers unzufrieden und so versuchen wir es einen Meter daneben noch einmal. Und hier ist es perfekt. Mutter und Kind steigen in die selbstgebuddelte Suhle. Da wir hier direkt am Strand sind, können wir maximal 20-30 Zentimeter tief graben, bevor der Sand vom Rand wieder hineinläuft. Hanna schafft es trotzdem, sich flach hineinzulegen. Sie schaut noch glücklicher, als Grit sie mit warmen Sand zudeckt. Es ist schon etwas bizarr und gleichzeitig schön hier mitten in der Nacht bei Vollmond am Strand zu plantschen. Ein tolles Erlebnis. Da wir total versandet sind, springen wir noch schnell unter die Dusche. Das war Hannas letzte Aktion. Als sie dann gegen 1 Uhr endlich im Bett liegt, schnarcht sie nach einer Minute… 😴

Vier Stunden später klingelt bereits wieder der Wecker. Hier auf der Coromandel Halbinsel gibt es noch andere schöne Ecken, u.a. die Cathedral Cove. Da hier viele Menschen hinwollen und grad Osterwochenende ist, wollen wir ganz früh dort sein, um dem Menschenstrom zu entgehen. Natürlich schläft das Kind weiter.

Es braucht ein wenig, bis wir in die Gänge kommen. Der heiße Kaffee bringt dann aber die nötige Portion Energie. Wir fahren im Dunklen vom Hot Water Beach Richtung Hahei los. Der Ort liegt ca. eine Viertelstunde entfernt. In der Sommersaison ist bis Ende April der Parkplatz kurz vor der Cathedral Cove gesperrt. Man kann am Ortseingang von Hahei das Auto kostenlos abstellen und dann entweder eine dreiviertel Stunde extra laufen oder sich für 15$ shutteln lassen. Letzteres fällt weg, da die Shuttle erst ab 9 Uhr fahren. Wir kommen also in Hahei an und sehen am Ortseingang das Schild zum Parkplatz. Dieser ist jedoch verschlossen und öffnet erst um sieben. Ah ja… laut Google gibt es noch einen anderen Parkplatz weiter im Ort und dichter an der Cove. Wenige Kurven später stehen wir vor einem Privathaus und an der Straße steht ein Schild „Privatparkplatz 10$ – bitte hupen!“ … Aber morgens um 6 Uhr hupen??? Ein älterer Herr winkt uns von der Terrasse aus auf sein Grundstück und weist uns mit dem großen Campervan geschickt in die enge Parklücke. Er gibt uns noch ein, zwei Hinweise und wünscht uns eine schöne Wanderung. Das Kind ratzt im Bette weiter.

Das Beste ist, wir sind nur zehn Minuten vom Beginn des Wanderweges entfernt. Von dort aus ist es ein typischer, gut angelegter Wanderweg mit einigen Steigungen und Gefällen. Wir passieren auf dem Hinweg die Hinweisschilder zu den anderen Buchten und wandern direkt zur Cove durch. Wenige andere Frühaufsteher sehen wir entlang des Weges, so wie wir es uns erhofft haben. Nach dem letzten Abstieg über mehrere Treppen betreten wir den Strand einer Bucht. Und zu unserer Linken sehen wir dann die Cathedral Cove, ein Steinbogen, durch dessen Öffnung das Wasser plätschert und einen Blick auf den Strand dahinter bietet. Parallel geht langsam die Sonne über dem Wasser auf. Wolken hängen tief und lassen sie nur vereinzelt durchschauen, aber eine tolle Atmosphäre ist es allemal.

Auf dem Rückweg machen wir noch jeweils einen Abstecher zur Stingray Bay (wo wir leider keinen Rochen sehen) und in die Gemstone Bay (für Taucher und Schnorchler optimal).

Zwei Stunden später sind wir zurück und Hanna regt sich grad im Bett. Beim Losfahren fällt erneut das quietschende Geräusch der Bremsen auf, als ob Metall auf Metall reibt. Wir haben kein gutes Gefühl mehr beim Fahren und hoffen, im nächsten Ort eine Werkstatt zu finden, die am Ostersamstag geöffnet hat.

Fündig werden wir in Whitianga. Eine Werkstatt mit angeschlossenem Shop und Tankstelle gibt es im Zentrum. Nur leider wird uns gesagt, dass die Werkstatt erst wieder am Dienstag öffnet. Der Verkäufer fragt nach dem Problem am Auto und meint nach unserer Beschreibung, dass wohl die Bremsscheibe getauscht werden muss… 🙄

Da wir schon seit 5 Uhr auf den Beinen sind, macht sich der Hunger bemerkbar. Es ist 9 Uhr und die Geschäfte öffnen links und rechts. Wir gehen die Straße zurück, wo wir einen Bäcker gesehen hatten. Von weitem sehen wir das Schild… und direkt davor… ein Frisör (sogar die Emojis kennen dieses wohl für Frisöre universelle weiß-blau-rot gestreifte💈…). Meine Haare sind mittlerweile unangenehm lang. Und der Herrenschnitt kostet nur 25 $ (15 €). Ich stecke meinen Kopf hinein und werde freundlich begrüßt… von einer Frisörin und sechs Kunden. „Noch vier vor Ihnen, aber wenn die Chefin endlich mal kommt, geht’s schnell.“ Wir gehen erst zum Bäcker und holen frische Brötchen und Kaffee. Dann sind es nur noch zwei Kunden vor mir. Die Chefin trudelt wie versprochen auch ein und dann bin ich auch schon dran. Zwanzig Minuten später bin ich ein neuer Mensch. Die Frisörin mag zuerst gar kein Trinkgeld annehmen.

Wiederum direkt neben dem Frisör gibt es einen Laden, in dem man Aktivitäten buchen kann. Eine Bootstour mit einem Glasboden kostet für Erwachsene über 100$… zu teuer und ausgebucht… aber die nette Frau gibt uns einen Strandgeheimtipp: New Chums Beach…

Beim Hinausgehen glaubt Grit, das österreichische Pärchen zu erkennen, das wir bei „Gentle Annie“ kennengelernt haben. Ich bin mir da nicht so sicher…

Unsere Tankapp „Gaspy“ führt uns zehn Kilometer zurück in die Natur. Da gibt’s am Wegesrand doch echt eine Tankstelle. „Farmsland“ sagt eigentlich alles. Vermutlich primär für die Landwirtschaftsfahrzeuge gedacht, können hier auch Hinz und Kunz tanken. Und es ist das billigste in der Umgebung. Sieht aber echt wie auf dem Land aus hier. Bezahlung nur am Automaten mit Kreditkarte, weil keine Sau hier in der Nähe ist. Für Kinder ist es hier auch interessant. Zwei alte Hunde laufen frei rum und ne Schweineherde inklusive Keiler (Eber würde ich das Gute & sehr aggressive Exemplar nicht nennen wollen…) gibt’s auch zum Bestaunen.

Grit lotst uns nach Whangapoua, einem kleinen Örtchen im nördlichen Teil der Coromandel Halbinsel. Wir finden den letzten Parkplatz direkt am Strand, packen unsere Sachen zusammen und marschieren zum Strand. Mal wieder haben wir Glück mit dem Wetter. Nach 500 Meter müssen wir noch mal umdrehen, weil nicht alle (Kind!) das richtige Schuhwerk anhaben. Der Weg geht nämlich über Stein und Geröll an der Uferlinie entlang, durch ein Wäldchen und endet direkt am New Chums Beach. Und wer läuft uns hier über den Weg? Das österreichische Pärchen von Gentle Annie 😊 hat Grit doch richtig geguckt.

Am Strand sind für unsere/Neuseeland-Verhältnisse viele Menschen. Wir suchen uns ein Plätzchen und Hanna und ich springen ins Wasser, während Grit noch auf einen Aussichtspunkt hochklettert und uns von dort aus zuwinkt. Die Wellen sind hier besonders hoch, so dass wir gleich bei der zweiten nass sind. Im Anschluss schlafe ich eine Runde, während die Mädels eine tolle Sandburg bauen. Nach einem weiteren Bad im Meer machen wir uns auf den Rückweg. Hier hat es uns sehr gefallen.

Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt, auch wenn man wie Spiderman hochkraxeln musste

Das Kind in seltener Photographier-Laune: sofort genutzt!-)

Dann geht es die restlichen Kilometer bis nach Coromandel Town auf der Westseite der Halbinsel. Auf dem Shelly Beach Top 10 Holiday Park mieten wir uns für die Nacht ein. Der Wagen steht noch nicht mal ganz, da ist das Kind schon zum Spielplatz gelaufen.

On the road
Neuseeland-Karte auf dem Campingplatz: das Kind und ich versuchen, alle besuchten Orte wiederzuerkennen.

An dem „Fischausnehmetisch“ sehen wir frischen Snapper und Kawahai, die Tagesbeute eines erfolgreichen Anglers.

Direkt am Strand ist wieder eine Holzkonstruktion aufgebaut, die wir als Hintergrund für ein paar Bilder bei untergehenden Sonne nutzen.

Was für ein Tag!!!

Gefühlt alle Camper haben sich vor dieser schönen Kulisse gegenseitig photographiert. Mit unterschiedlichem Erfolg!-)

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